Grüne Zukunft für die Hummelsbüttler Müllberge
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Gift im Boden – nicht für die Ewigkeit verschwunden

Industrialisierung und die chemische Industrie brachten im 20. Jahrhundert nicht nur Wohlstand und Segen in die westliche Welt sondern – lange Zeit durch Unkenntnis und laschen Umgang mit giftigen Substanzen- eine ewig währende giftige Bodenlast, die durch Bauprojekte und Sanierungen immer wieder ans Licht kommt.

An diesem Juli-Tag titelte das Abendblatt Folgendes:

„CDU warnt vor Gift im Boden des Alten Elbtunnels –
Der Boden der Weströhre ist mit giftigen Substanzen belastet.
Die CDU fordert schnelle Beseitigung.“

Während ganz Hamburg bei solch einer Meldung kurz aufmerkt und sich vielleicht über die Kostensteigerung aufregt, gibt es im Norden Hamburgs eine große Gruppe von Menschen, die bei solch einer Meldung zusammenzuckt. Viele werden sich insgeheim denken: „Hoffentlich kommen nicht Teile dieses Schiets nächstes Jahr in die Hummelsbüttler Feldmark.“

Denn … sollte das Planfeststellungsverfahren für eine neue Deponie der Klasse I in der Hummelsbüttler Feldmark zugunsten des privaten Entsorgungsunternehmens ausfallen, könnte das Unternehmen für ca. 10-11 Jahre quasi ein Monopol auf Aufträge zur Abtragung von belasteten Böden der Schadstoffkategorie I in Hamburg bekommen und wäre damit der absolute Platzhirsch in der Bodenentsorgungsbranche.

Ein schöner Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen, aber ein Alptraum für die Hummelsbüttler Feldmark, die genug verborgene Altlasten für Jahrhunderte in sich trägt.

Wir hoffen jedoch,

  • dass die geballte Ladung an Fakten das neue Deponievorhaben in der Feldmark ad absurdum führen wird und
  • dass Hamburg in der Abfallwirtschaft- wie bisher – mit den umliegenden Flächenstaaten weiterhin eng kooperiert und
  • dass neue Deponiestandorte nur im Umland UND nur dort geplant werden, wo weder Mensch noch Tier noch Umwelt noch Altlasten gefährdet werden könnten.

Abendblatt-Quelle (Online nur für Abonnenten zugänglich):
http://www.abendblatt.de/hamburg/article129728970/CDU-warnt-vor-Gift-im-Boden-des-Alten-Elbtunnels.html

Privatfoto: Ablagerungen auf der noch offenen alten Bauschutt-Deponie (2013)

Muellberge-oben-Kiesberg-2013-07

 

 

 

 

 

 

18.06.2014 

Der große und der kleine Giftberg

Was der Monte Mortale (Georgswerder) und der Monte Müll (Hummelsbüttel) sehr wahrscheinlich gemeinsam haben: Giftmüll in sich

Am 15. Juni berichtete das Hamburg Journal in der Rubrik „Hamburg Damals“ über den Beginn des größten Dioxin-Skandal Europas (1983).  Seither liefert der Giftmüllberg Georgswerder – eine der größten Deponien Deutschlands – Schlagzeilen. Zuletzt als Vorzeigeprojekt der Stadt, nach einer Sanierung, die nahezu eine halbe Milliarde Euro gekostet hat.

Georgswerder war zwar der Mega-GAU unter den Deponien, aber nicht die einzige Deponie in Hamburg, auf der z.T. bis in die 1980er Jahre legal oder illegal Giftmüll entsorgt wurde. Dies war bereits Anfang der 1970er Jahre bekannt.

„Auf der Kippe in Georgswerder wird der Wagen entladen. Jedesmal, wenn die Grube voll ist, wird sie angebrannt. Am Tage sitzt ein Wärter am Tor, nachts ist das Tor abgeschlossen. Seitdem bekannt ist, daß Transportunternehmen ihren giftigen Industriemüll mit Vorliebe, aber ohne Erlaubnis bei Nacht und Nebel auf fremden Kippen abladen, wird die Hamburger Müllkippe wie Fort Knox, als noch Gold drin war, bewacht.“ Quelle: „Der Schiet muss von der Straße“ DIE ZEIT, 3.9.1971 Nr. 36

Wurde auch in die früheren Bodendeponien Borchert und Herr (heutige Müllberge) illegal Giftmüll entsorgt? Es gab schon immer Hinweise darauf (siehe „Was steckt im Poppenbüttler Müllberg drin?).

Eine sehr wichtige Frage lautet:
War und ist der Umweltbehörde selbst bekannt, dass auch in die Altdeponien Borchert und Herr sehr wahrscheinlich illegal Giftmüll eingelagert wurde?

Ein Abendblatt-Artikel aus dem Jahr 1984 scheint diese zu bestätigen. Der Hintergrund des Artikels: Der Dioxin-Skandal von Georgswerder. Unter der Überschrift „20 Plätze sind der Behörde bekannt“ berichtete das Abendblatt am 23.02.1984 (S.4) Folgendes:

„In Hamburg gibt es mehr als 20 ehemalige Industriemüllkippen, die von der Umweltbehörde überwacht werden.“

Bei der Auflistung unter „Bezirk Wandsbek“ dann tatsächlich der Hinweis “ Hummelsbüttel, Glashütter Landstraße“.

Handelt es sich dabei um die Altdeponien Borchert und Herr? (siehe dazu die Chronologie)

Diese Frage kann und muss die heutige Umweltbehörde beantworten und das unabhängig vom laufenden Planfeststellungsverfahren.

Wir halten Sie auf dem Laufenden und betonen erneut unsere Forderungen:

  • Begrabung aller Deponiepläne in der Hummelsbüttler Feldmark
  • Prüfung der Altdeponien auf Sanierungsbedarf und strengere Überwachung der Altlasten
  • Wiederaufnahme der geplanten Deponiefläche an der Glashütter Landstraße ins Landschaftsschutzgebiet

Mittwoch, 09. April 2014

LANGENHORNER ALPENTRAUM?

Sehr viele Menschen denken bei der Bezeichnung „Hummelsbüttler Müllberge“, dass die Müllberge nur was mit Hummelsbüttel zu tun haben. Tja, falsch gedacht. Die Müllberge sind dicht umgeben von Siedlungen auf Poppenbüttler und Langenhorner Boden. Und weil das so ist, heißen die Müllberge in Poppenbüttel  auch „Poppenbüttler Müllberge“ und in Langenhorn spaßeshalber „Langenhorner Alpen“.

Damit die „Langenhorner Alpen“ nicht zum Alpentraum werden, kämpft unsere Interessengemeinschaft gegen die Deponiepläne und für eine strengere Überwachung der Altdeponien. Wir wollen nicht eines Tages in der Zeitung lesen, dass es aufgrund hydrogeologischer Veränderungen im Untergrund der alten Deponie – als Folge der neuen Deponie –  zu großflächigen Verseuchungen der Böden in der Hummelsbüttler Feldmark und dem Raakmoor gekommen ist. Eine Flächensanierung würde die Stadt Hamburg und damit uns Steuerzahler viele Millionen Euro kosten. Von all den anderen Gründen gegen die Deponie ganz zu schweigen.

HAMBURGS ALPTRAUM 

Einen absoluten Alptraum erlebte Hamburg übrigens vor über 30 Jahren in Georgswerder, im Süden der Stadt. Aus der ehemaligen Deponie floss das Dioxin in Strömen. Die Presse berichtete jahrelang über diesen ungeheuerlichen Umweltskandal. Heute noch lesenswert ist ein Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1985.

Die Sanierung von Georgswerder  verschlang bis heute um die 450 Millionen Euro. Jetzt ist die abgekapselte und streng überwachte Deponie ein Vorzeigeprojekt der Stadt. Vor ein paar Tagen meldete das Abendblatt gar, dass sogar Trauungen auf dem Deponiehügel stattfinden könnten.

Zitierte Quelle: „Ehemalige Müllkippe bietet jetzt Trauungen an“ (Hamburger Abendblatt vom 07.04.2013).  Artikel online nicht aufrufbar.

Mittwoch, 12. März 2014

DAS GIFT IN HAMBURGS BÖDEN – eine Fortsetzung

Die Sanierung des verseuchten Bodens in der Jarréstraße (Wäscherei) sensibilisiert auch wieder die Medien für das Thema Altlasten in Böden. Das Abenblatt berichtet aktuell über die Sanierung des Deponiegeländes an der Süderfeldstraße in Lokstedt:

„…Früher wurde hier Sand abgebaut. Eine Grube wurde 1946 wieder gefüllt […]  die andere bis 1970 mit Bauschutt, Haus- und Sperrmüll geschlossen – insgesamt fast eine halbe Million Kubikmeter. Ende der 60er-Jahre kaufte die Stadt einen Teil des Geländes und errichtete dort, hinter dem Gymnasium Corveystraße, einen Sportplatz. Die übrige Fläche wurde von zwei Unternehmen als Betriebshof genutzt. Jetzt soll sie laut Bebauungsplanentwurf Lokstedt 62 mit 300 Wohnungen bebaut werden. Allerdings sind im Laufe der Jahrzehnte durch biochemische Abbauprozesse Methan und Kohlendioxid entstanden. …“

Quelle:  „Wo Gift in Hamburgs Boden lauert“ (Abendblatt online, vom 12.03.2014)

METHANGAS  – ein Deponiegas

Gibt es Methangas an den Hummelsbüttler Müllbergen?
Ja. Methangas-Austritte sind der BSU bekannt und Methangas wurden auch im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung (vom Antragsteller 2013 durchgeführt) nachgewiesen. Bei einer Messbohrung trat sogar signifikant viel Methangas aus.

Alleine das Thema Methangas wirft Fragen auf

  • Wo bildet sich überall Methangas und wieviel? Auf der geplanten Überdeckelung der nördlichen Altdeponie oder auch an anderer Stelle?
  • Was ist wirklich drin in den Altdeponien und in den Aufschüttungen?
  • Sind mögliche weitere Ausblutungen aus den alten Deponiekörpern eine ewiges Restrisiko für die Umwelt?
  • Sind die Müllberge ein Sanierungsfall oder müssen die Müllberge nur stärker überwacht werden?
  • Wer haftet für zukünftige Umweltbeeinträchtigungen?
  • Sorgt die neugeplante Deponie (teilweise) auf der alten Deponie für Kurz-, Mittel- und Langzeitrisiken?
    Nach unserem aktuellen Wissensstand sind wir der Ansicht –  ja.

Das Planfeststellungsverfahren (2013-2014?) für die neue Deponie könnte – völlig unabhängig vom Ausgang – für viel Klärung sorgen.

Muellberge-Kuppel-Pferde-2013-03Südlicher Müllberg über dem Hummelsee (Privatfoto 2013)

Montag, 3. März 2014

HAMBURG UND DIE EWIGE LAST MIT VERSEUCHTEN BÖDEN

Seit Ende der 1970er Jahre führt Hamburg ein Altlastenkataster.  Aktuell listet die Umweltbehörde (BSU) 1657 altlastenverdächtige Fälle auf. Darunter auch äußerst haarsträubende Fälle wie die vom ehemaligen Wäscherei-Gelände in der Jarréstraße.

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Am 3. März 2014 meldete das Abendblatt:

„Sanierung des vergifteten Wäscherei-Geländes deutlich teurer“
„Dort hatte sich im Boden eine etwa 500 Meter lange Schadstofffahne aus Chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) gebildet, laut Umweltbehörde einer der größten Boden- und Grundwasserschäden der Stadt.“

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FAKTENLAGE

Verseuchte Böden – wie auf dem ehemaligen Wäscherei-Gelände – müssen vor Ort saniert oder abgetragen und deponiert werden. Hamburg verfügt aktuell über keine zulässigen Deponien. Entsorgungsunternehmen fahren seit Jahren unbelasteten und verseuchten Bodenaushub in Deponien der Klassen O, I, II und III  in Schleswig-Holstein bzw. Niedersachsen ab.

Für dieses Vorgehen gibt es einen gemeinsamen Abfallwirtschaftsplan, der aus klugen Überlegungen der Fachbehörde und der Politik aufgestellt wurde.

Der Abfallwirtschaftsplan bestätigt die Notwendigkeit, dass Stadtstaaten im Hinblick auf Deponieflächen NICHT mit Flächenstaaten wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen verglichen werden können. Es sollte in Behörden und Politik eigentlich Konsens darüber herrschen, dass neue Deponien, wenn überhaupt, soweit wie möglich von Menschen und sensiblen Flächen eingerichter werden sollten. Aber diesen Konsens scheint es in Behörden und Politik aktuell nicht zu geben.

PROBLEMLAGE

Hamburg scheint entschlossen zu sein, einem privaten Entsorgungsunternehmen eine neue Deponie auf alten ungeklärten und ungesicherten Altlasten zu „schenken“. Diesen Eindruck bekommt man, wenn man sich sämtliche Fakten zum Fall der neuen Deponie an den Hummelsbüttler Müllbergen anschaut.

  • Die BSU geht mit dem antragstellenden Unternehmen bereits 2004 in die neue Deponieplanung (Scoring-Termin).
  • Die Planungen werden 2009 trotz neuer Deponieverordnung fortgesetzt.
  • Die Stadt Hamburg kauft 2011 ein für die neue Deponie notwendiges Privatgrundstück an den Müllbergen und verpachtet es quasi stante pede an das Entsorgungsunternehmen.
  • Die Stadt Hamburg eröffnet im Sommer 2013 auf Antrag des privaten Entsorgungsunternehmens das Planfeststellungsverfahren.
  • Ein übliches Flächensuchprogramm scheint zu keiner Zeit in Erwägung gezogen worden sein.
  • Die ungeklärten und ungesicherten Altlasten der früheren Deponien scheinen in der gesamten Planungszeit nicht als problematisch wahrgenommen worden sein, obwohl es eine ausreichende Aktenlage dazu gibt.

!!! STANDORTFRAGE !!!

Solange die Wissenschaft keine wirtschaftlich realisierbaren Entseuchungsmethoden für leichte bis schwer verseuchte Böden entwickelt hat, solange muss deponiert werden.

Das größte Problem dabei ist die Standortfrage. Damit MUSS sich die Politik bzw. der Gesetzgeber beschäftigen.Wenn es in einer bundesweiten Deponieverordnung keine wirklichen Kriterien für die Standortwahl – bezogen auf Mindesabstände ! zu Mensch und sensiblen Flächen –  gibt, muss jede Standortfrage über lange und teure individuelle Verfahren geklärt werden. Das ist sowohl für Planfeststellungsbehörden, als auch für Antragsteller und sämtliche betroffenen Interessengruppen nicht akzeptabel.